„Wieder einmal war Unterricht nicht möglich.“ oder
„Wieder konnte ich kaum Unterrichtsstoff rüberbringen.“
Der Mensch lernt ständig. Selbst im Traum lernt er.
Wie kann es dann sein, dass die Schüler heute mal wieder
nichts gelernt haben?
Liegt es vielleicht an unserer verzerrten Wahrnehmung von
was genau das Lernen ist und was genau gelernt werden muss?
Sind die Kinder vielleicht gar nicht „unmöglich“ sondern
versuchen nur wieder gerade zu rücken, was schief läuft?
Da sie ja sind was sie sind, sind sie auf jeden Fall „möglich“. Es ist. Betrachten wir es, ohne zu urteilen. Was geht da vor?
Lange sitzen führt zu dauerhaften Rückenschäden. Ein Kind
steht auf und rennt durch den Raum. Erfindungen entstehen durch spontane
Einfälle. Ein Kind widerspricht. (weitere Beispiele erwünscht)….
„Die haben nichts gelernt in der Stunde.“
Tatsächlich? Ein Kind lernt immer. Was lernen sie zum
Beispiel?
Wie die Gesellschaft funktioniert (Ellebogengesellschaft,
Konkurrenz, Wettbewerb, Leistungsorientierung,…).
Sie lernen was der Lehrer für ein Mensch ist, was er liebt, welche Schwächen er hat, ob er authentisch ist und wie man ihn "rum kriegt". Sie lernen wie oft man
gegen die Hausordnung verstoßen kann, ohne Konsequenzen. Sie lernen, dass es
auf die Fakten ankommt.
(weitere Beispiele erwünscht)....
Es gibt Lehrer, die sind sehr gut in ihrem Beruf. Sie helfen
durch ihr Wirken, dass die kleinen Menschen zu großen mündigen Menschen werden.
Es gibt viele Lehrer, die haben diesen Anspruch ebenso zu
sein, nur hat ihnen niemand in der Ausbildung diese Trickkiste
„Kindererziehung“ gezeigt. Und nach der Ausbildung, ist ohnehin jeder auf sich
gestellt.
„Ich muss das ja unterrichten.“
Immer noch geprägt von „Zeit ist Geld“ (Momo lässt grüßen)
glauben viele, wir wären gezwungen inhaltliche Vorgaben in einem bestimmten
Zeitrahmen zu „schaffen“.Ist das wirklich so?
Ersten ist der sogenannte Lehrplan ein Ideal. Nicht immer
ist das Leben und sind die Lernvoraussetzungen „ideal“. Also heißt es, sich den
Gegebenheiten anpassen.
Zweitens ist der sogenannte Lehrplan ein Plan. Er ist also
eine Orientierung, ein Richtwert, dessen Realisierung nicht automatisch gegeben
oder selbstverständlich ist.
Menschen sind keine kalkulierbaren Maschinen. Jeder Schüler
tickt anders. Jede Klasse ist anders. Jeder Jahrgang ist anders. Es kann nicht
immer gleich ablaufen!
Bildungspolitiker, Lehrer und andere, die glauben man könne
Schüler lehren wie immer gleiche Produkte am Fließband zu fertigen, sollten die
Möglichkeit nutzen oder eingeräumt bekommen ihre Perspektive zu überdenken.
Ihnen und den Schülern zuliebe.
Der Lehrer ist immer Vorbild. Wenn wir an unsere Lehrer
denken, kann jeder bestätigen, wie sehr uns deren Charaktereigenschaften präsent sind und uns beeinflusst haben:
„War streng aber gerecht“, „unorganisiert und chaotisch“,
„Dem war egal, wie wir uns gefühlt haben.“, "Der hat Noten nach Gesichtern vergeben.“,
„Der hat sich für uns Zeit genommen.“, usw.
Während der Unterrichtszeit passiert also immer etwas in den
Köpfen. Die Schüler lernen immer etwas! Die Frage ist nur, WAS?
Und was hätten wir gerne? Daran erkennen wir unsere
Spielräume.
Ist die Klasse lebendig, kann der Unterricht
handlungsorientiert ablaufen.
Ist die Klasse dem Lehrer zu unruhig, dann dürfen Ruhephasen
eingebaut werden.
Der Lehrer legt die Werte fest. Er setzt die Maßstäbe. Wann
immer die Schüler darunter oder darüber kommen, muss er einlenken.
(Anmerkung: Immer unter Berücksichtigung der Lehrergesundheit.)
Was ist mit diesen Werten gemeint? Nun, ein Lehrer hat eine
genaue Vorstellung davon, wie eine gute Arbeitsatmosphäre aussieht
(Höflichkeit, Sauberkeit, Struktur, Lärmpegel...) und wie gute
Arbeitsergebnisse aussehen (Korrektheit, Schönheit, Sauberkeit, Ordnung,…) .
„Da geht mir zuviel Unterrichtszeit verloren.“ oder
„Das nutzt die Klasse ganz schnell aus und ist extra so, damit sie keinen Unterricht machen müssen.“
Zeit geht nicht verloren.
Die Bedürfnisse und Absichten der Schüler zu erkennen, darin
liegt die hohe Kunst! Deswegen kann auch nicht jeder von uns Schüler
unterrichten. Egal was wir sonst alles wissen, es reicht nicht, wenn wir diese
Gratwanderungen zwischen Vorgabe und Freigabe nicht beherrschen.
Kinder wollen immer lernen. Das passiert ganz automatisch.
Selbst Erwachsene lernen, auch wenn sie es nicht wollen oder merken. Ein neuer
Kollege kommt, was machen wir? Kennen- lernen. Und wenn wir nur beobachten.
Der Lehrer weiß also, wo es idealerweise hingehen soll. Der
Schüler bringt seine individuellen Bestrebungen mit und der Lehrer findet den
Weg beides zu vereinbaren und den Schüler zum bestmöglichen Ziel zu fördern.
Das ist gelungener Unterricht!
Wie Platon verdeutlichte, liegt die Idealform nicht hier in
dieser Welt. Hier gibt es Menschen, Individualisten. Ein jeder ist
einzig-artig.
Sicherlich haben wir die Möglichkeit uns unseren Idealen
anzunähern. Bestmöglich.
Aber auch was
ideal ist, hängt wiederum vom Betrachter ab...