Dienstag, 21. Januar 2014

"Wieder einmal war kein Unterricht möglich."


„Wieder einmal war Unterricht nicht möglich.“ oder 

„Wieder konnte ich kaum Unterrichtsstoff rüberbringen.“


Der Mensch lernt ständig. Selbst im Traum lernt er.
Wie kann es dann sein, dass die Schüler heute mal wieder nichts gelernt haben?
Liegt es vielleicht an unserer verzerrten Wahrnehmung von was genau das Lernen ist und was genau gelernt werden muss?
Sind die Kinder vielleicht gar nicht „unmöglich“ sondern versuchen nur wieder gerade zu rücken, was schief läuft?
Da sie ja sind was sie sind, sind sie auf jeden Fall „möglich“. Es ist. Betrachten wir es, ohne zu urteilen. Was geht da vor?
Lange sitzen führt zu dauerhaften Rückenschäden. Ein Kind steht auf und rennt durch den Raum. Erfindungen entstehen durch spontane Einfälle. Ein Kind widerspricht. (weitere Beispiele erwünscht)….

„Die haben nichts gelernt in der Stunde.“


Tatsächlich? Ein Kind lernt immer. Was lernen sie zum Beispiel?
Wie die Gesellschaft funktioniert (Ellebogengesellschaft, Konkurrenz, Wettbewerb, Leistungsorientierung,…).
Sie lernen was der Lehrer für ein Mensch ist, was er liebt, welche Schwächen er hat, ob er authentisch ist und wie man ihn "rum kriegt". Sie lernen wie oft man gegen die Hausordnung verstoßen kann, ohne Konsequenzen. Sie lernen, dass es auf die Fakten ankommt.
(weitere Beispiele erwünscht)....

Es gibt Lehrer, die sind sehr gut in ihrem Beruf. Sie helfen durch ihr Wirken, dass die kleinen Menschen zu großen mündigen Menschen werden.
Es gibt viele Lehrer, die haben diesen Anspruch ebenso zu sein, nur hat ihnen niemand in der Ausbildung diese Trickkiste „Kindererziehung“ gezeigt. Und nach der Ausbildung, ist ohnehin jeder auf sich gestellt.

„Ich muss das ja unterrichten.“


Immer noch geprägt von „Zeit ist Geld“ (Momo lässt grüßen) glauben viele, wir wären gezwungen inhaltliche Vorgaben in einem bestimmten Zeitrahmen zu „schaffen“.Ist das wirklich so?
Ersten ist der sogenannte Lehrplan ein Ideal. Nicht immer ist das Leben und sind die Lernvoraussetzungen „ideal“. Also heißt es, sich den Gegebenheiten anpassen.
Zweitens ist der sogenannte Lehrplan ein Plan. Er ist also eine Orientierung, ein Richtwert, dessen Realisierung nicht automatisch gegeben oder selbstverständlich ist.
Menschen sind keine kalkulierbaren Maschinen. Jeder Schüler tickt anders. Jede Klasse ist anders. Jeder Jahrgang ist anders. Es kann nicht immer gleich ablaufen!
Bildungspolitiker, Lehrer und andere, die glauben man könne Schüler lehren wie immer gleiche Produkte am Fließband zu fertigen, sollten die Möglichkeit nutzen oder eingeräumt bekommen ihre Perspektive zu überdenken. Ihnen und den Schülern zuliebe.

Der Lehrer ist immer Vorbild. Wenn wir an unsere Lehrer denken, kann jeder bestätigen, wie sehr uns deren Charaktereigenschaften präsent sind und uns beeinflusst haben:
„War streng aber gerecht“, „unorganisiert und chaotisch“, „Dem war egal, wie wir uns gefühlt haben.“, "Der hat Noten nach Gesichtern vergeben.“, „Der hat sich für uns Zeit genommen.“, usw.
Während der Unterrichtszeit passiert also immer etwas in den Köpfen. Die Schüler lernen immer etwas! Die Frage ist nur, WAS?
Und was hätten wir gerne? Daran erkennen wir unsere Spielräume.

Ist die Klasse lebendig, kann der Unterricht handlungsorientiert ablaufen.
Ist die Klasse dem Lehrer zu unruhig, dann dürfen Ruhephasen eingebaut werden.
Der Lehrer legt die Werte fest. Er setzt die Maßstäbe. Wann immer die Schüler darunter oder darüber kommen, muss er einlenken.  
(Anmerkung: Immer unter Berücksichtigung der Lehrergesundheit.)
Was ist mit diesen Werten gemeint? Nun, ein Lehrer hat eine genaue Vorstellung davon, wie eine gute Arbeitsatmosphäre aussieht (Höflichkeit, Sauberkeit, Struktur, Lärmpegel...) und wie gute Arbeitsergebnisse aussehen (Korrektheit, Schönheit, Sauberkeit, Ordnung,…) .

„Da geht mir zuviel Unterrichtszeit verloren.“ oder

„Das nutzt die Klasse ganz schnell aus und ist extra so, damit sie keinen Unterricht machen müssen.“


Zeit geht nicht verloren.
Die Bedürfnisse und Absichten der Schüler zu erkennen, darin liegt die hohe Kunst! Deswegen kann auch nicht jeder von uns Schüler unterrichten. Egal was wir sonst alles wissen, es reicht nicht, wenn wir diese Gratwanderungen zwischen Vorgabe und Freigabe nicht beherrschen.

Kinder wollen immer lernen. Das passiert ganz automatisch. Selbst Erwachsene lernen, auch wenn sie es nicht wollen oder merken. Ein neuer Kollege kommt, was machen wir? Kennen- lernen. Und wenn wir nur beobachten.

Der Lehrer weiß also, wo es idealerweise hingehen soll. Der Schüler bringt seine individuellen Bestrebungen mit und der Lehrer findet den Weg beides zu vereinbaren und den Schüler zum bestmöglichen Ziel zu fördern.
Das ist gelungener Unterricht!

Wie Platon verdeutlichte, liegt die Idealform nicht hier in dieser Welt. Hier gibt es Menschen, Individualisten. Ein jeder ist einzig-artig.
Sicherlich haben wir die Möglichkeit uns unseren Idealen anzunähern. Bestmöglich.
Aber auch was ideal ist, hängt wiederum vom Betrachter ab...

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